Erstmals verließ ich heute kurzzeitig meinen Wahlkreis und überquerte die brandenburg-sächsische Grenze. Das machen viele Menschen aus Spremberg und Umgebung jeden Tag, weil sie im Industriepark Schwarze Pumpe arbeiten, den ich heute besucht habe. Mitten durch den Industriepark geht die Ländergrenze, was einmalig ist. Etwa 5300 Beschäftigte arbeiten hier und zirka 120 Unternehmen aus den Bereichen Energie, Papier und Metall sind hier angesiedelt.
Und wenn es nach meinen heutigen Gesprächspartnern von der ASG Spremberg geht, der käufmännischen Geschäftsführerin, Petra Axel, und dem Teamleiter der Wirtschaftsförderung, Enrico Rein, dann sollen es noch viel mehr werden. Die ASG ist für Investitionen von der öffentlichen Hand verantwortlich, bewirtschaftet den Industriepark und setzt alles daran attraktive Angebote für die Ansiedlung von Industrie zu schaffen, indem sie zum Beispiel neue Flächen erschließt. Die vorhandene Infrastruktur, die gut ausgebildeten Fachkräfte aber auch die vergleichsweise günstigen Betriebskosten bieten die besten Startbedingungen für die Neuansiedlung. Gemeinsam mit dem Ortsvorsteher von Schwarze Pumpe, Göran Richter, der mich heute begleitete, sprachen wir über die Herausforderungen, die mit dem Zu- und Abliefererverkehrs einhergehen, über Genehmigungsverfahren und Förderprozesse, sowie die Zukunft der Region im Zeichen des Strukturwandels. Dabei wurde mir schnell klar, dass ich es hier mit drei Menschen zu tun hab, die zwar die Probleme kennen und aussprechen, aber noch mehr an den Lösungen interessiert sind.In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Kraftwerk von Schwarze Pumpe, in dem ich im Anschluss mit dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats der LEAG, Toralf Smith, sprach. Es ging dabei natürlich um die Folgen des Kohleausstiegs, um Zukunftsperspektiven und die Frage der Umstellung von Unternehmen. Er berichtete mir, dass sich bei den Beschäftigten eine große Resignation und enormer Frust über die mangelnde Verlässlichkeit der Politik breit macht. Die große Frage sei: “Was kommt nach uns?” Für mich als Gewerkschafterin und ehemalige Betriebsratsvorsitzende ist klar, wir brauchen nicht nur Arbeitsplätze, es müssen auch tarifgebundene, gute Arbeitsplätze sein, wenn wir nicht Billiglohnland werden wollen. Ein wichtiger Baustein dafür sind starke Betriebsräte und starke Gewerkschaften. Durch die pumpschen Straßen ging es anschließend zum Siedlerheim, wo die örtliche SPD, der auch Göran Richter angehört, unter freiem Himmel zu einem offenen Bürgergespräch eingeladen hatte. Ich durfte mich kurz vorstellen und erlebte dann, was ich an den Menschen unserer Region so liebe: ehrliche Worte, eine angenehme Direktheit und die Offenheit mit mir über ernste, persönliche und kontroverse Anliegen zu diskutieren. Ich möchte nicht verhehlen, dass auch viel gelacht wurde und es ein schöner (fast schon sommerlicher und trotz Einhaltung aller Corona-Regeln fast schon normaler) Abend war, bei dem ich sogar mitgrillen durfte.