Tag 29 war ein Inseltag meiner Zuhörtour im schönen Welzow

Heute hatte ich einen Inseltag. Den Tag nenne ich so, weil ich erst morgen in Wiesendorf weiterlaufe, wo ich gestern aufgehört habe. Heute war ich den ganzen Tag in Welzow, begleitet von Helmut Franz und Reinhard Franke. Wir trafen uns direkt am Aussichtspunkt Süd des Tagebau Welzow-Süd. Von dort ging es durch Alt-Haidemühl nach Proschim: eine Region zwischen Idylle und Altlastenstandort, Grund dafür sind auch ungeklärte Eigentumsverhältnisse. Meine Begleiter erzählten mir, dass sie die Hoffnung hatten, dass mit dem Strukturwandel auch die Landschaft wieder ein bisschen aufgeräumt werden würde.

Das sei bislang noch nicht passiert.In Proschim traf ich einen Welzower, der gerade die Steckdosen der Feuerwehr in Proschim kontrollierte. Er erzählte mir, dass er einer von drei Brüdern sei. Zwei von ihnen hätten die Region verlassen und wollten jetzt wieder zurück. Für ihn selbst war immer klar, dass er hier bleiben wolle. Eine ältere Dame, die mit Schwung und viel Kraft den Rasen mähte und der man ihre über 90 Jahre keineswegs ansah, berichtete mir besorgt, dass es kaum noch Ärztinnen und Ärzte in der Region gäbe. In Proschim gäbe es keine mehr. Früher sei die Mütterberatung ins Dorf gekommen und habe die Kinder hier geimpft. Zudem habe es 2 Ärzte gegeben, die Sprechstunden angeboten hätten. Junge Ärzte lassen sich hier ja auch nur nieder, wenn das Umfeld stimmt. Es fehle an kulturellen Angeboten.Das war auch das Thema mit Herrn Albrecht, einem Gästeführer von excursio in Welzow. excursio bietet Touren und Veranstaltungen rund um den Tagebau an. Herr Albrecht fühlt sich als Zugezogener sehr wohl in Welzow, allerdings fehle das kulturelle Angebot. Er hat aber auch den Eindruck, dass die Welzower sich manchmal etwas schwer tun Angebote anzunehmen. Insgesamt fehlt es an Möglichkeiten für junge Menschen, etwas zu unternehmen. Ein tolles Angebot für Alle bietet in jedem Fall sein Arbeitgeber. Touren in aktive Tagebaue sind etwas ganz besonderes und ein tolles Erlebnis. Das können auch Wolfgang Lippert und Wolfgang Stumph, deren Einträge ich im Gästebuch fand, bestätigen. Er freut sich sehr, dass es morgen wieder losgeht. Natürlich stellt sich auch für excursio die Frage, was passiert, wenn der Bergbau eingestellt wird. Eine Möglichkeit ist es, auch den Rekultivierungs-Prozess zu begleiten. Im Archäotechnisches Zentrum Welzow (ATZ) unterhielt ich mich mit engagierten Menschen, wie Kristine Messenbrink und Dr. Behnke. Das ATZ ist ein vitrinenfreies Museum und eine außerschulische Bildungseinrichtung. Kindern und Jugendlichen einen Einblick in spannende Berufe in regionalen Betrieben zu geben und kleinen wie großen Kindern das Thema Mensch – Holz – Archäologie näher zu bringen, ist die große Herzensangelegenheit der hier tätigen Menschen. Wer hier herkommt, darf alles anfassen und ausprobieren. Wer wie ich ein echtes Bronzeschwert in der Hand halten möchte und Kulturgeschichte hautnah erleben will, sollte unbedingt den Weg ins ATZ finden. Zum Abschluss des heutigen Tages besuchte ich ein 161 Jahre altes Familienunternehmen, welches in unserer Region seit 1992/93 aktiv ist und Service rund um Baumaschinen, Geräte und Spezialmaschinen anbietet. Mit dem Geschäftsführer von Beutlhauser in Welzow, Casten Kupsch, hatte ich Gelegenheit zu einem kompakten Austausch. Wir sprachen über Fachkräftegewinnung, Arbeitsbedingungen, das Erschließen neuer Geschäftsfelder, sowie über die Verwendung der Strukturmittel.Es braucht noch viel #NeueEnergie!