Ländliche Idylle am 13. Tag meiner Zuhörtour

Für das Vordach des Dorfladens von Kerkwitz war ich heute morgen sehr dankbar. Es bot nicht nur mir, sondern auch anderen Kundinnen und Kunden Schutz vor dem Regen, mit dem der Tag heute begann. Drinnen bedienen seit vielen Jahren die Inhaberin, ihr Mann und eine Kollegin die Gäste mit sehr viel Herz. Braucht eine ältere Dorfbewohnerin kurzfristig etwas Besonderes, kann sie darauf zählen, dass es ihr auch mal vorbei gebracht wird. Und gezahlt wird, wenn sie mal wieder im Laden ist.

So viel Engagement, Freundlichkeit und Herz sorgt natürlich dafür, dass für die Anwohnerinnen und Anwohner der Laden unverzichtbar ist. Davon konnte ich mich heute persönlich überzeugen, als ich Kuchen kaufte und ins Gespräch kam. Auch die ersten Pfingst-Besucher, so zum Beispiel aus Chemnitz oder Erkner waren sehr angetan von Angebot und Herzlichkeit. Natürlich sprachen wir auch über Politik. So meinte einer, man müsse in der Politik auch zugeben, wenn Fehler geschehen seien und ein anderer war überzeugt, dass ein Generationswechsel notwendig sei. In Groß Gastrose schien die Sonne, aber meine gute Laune hatte vor allem Kurt zu verantworten. Ihn kennenzulernen und zuzuhören, war ein ganz besonderes Vergnügen für mich. Seine direkte, ehrliche und unverblümte Art hat mir gut gefallen. “Hartz IV war scheiße, aber das will die SPD ja wieder gut machen und von der Menschlichkeit her, ist die SPD immer die Beste gewesen.” Auf die Frage, was ihm am wichtigsten ist, antwortete er: “Frieden, sozialer Frieden und soziale Sicherheit.” Danke für diese tolle Begegnung.Meinen längsten Aufenthalt hatte ich heute in Taubendorf. Dort führte mich der Ortsvorsteher, Jürgen Handreck durch den Ort. Er nahm sich viel Zeit und stellte mir viele seiner Nachbarn und deren Anliegen vor. Viele Bewohner leiden unter dem Tagebau, der in ihrer direkten Nachbarschaft ist. Auch mir entging der Staub und Sand nicht, der während meines gesamten Aufenthalts in der Luft lag. Auch nicht, dass sich Straßen abgesenkt und Häuserwände Risse hatten. Der Ort wurde zwar von der Abbaggerung verschont und dennoch hörte ich Sätze wie: “Kommen Sie in 20 Jahren wieder, dann werden alle Häuser hier leer sein.” Angesichts der Schönheit des Ortes, hoffe ich, dass das nicht stimmt. Besonders nahe gegangen ist mir, dass sich viele Taubendorfer engagiert haben, aber eine große Mehrheit den Eindruck hat, dass sich Einsatz nicht lohnt und “normale” Bürgerinnen und Bürger von der Bürokratie aufgefressen oder nicht ernst genommen werden. Das geht für mich gar nicht. Demokratie lebt vom Mitmachen. Demokratie lebt vom Respekt!Von Taubendorf ging es nach Grießen, wo ich erstmals mein Schuhwerk wechselte. Den Weg auf dem wunderschönen Neiße-Radweg zu meinem heutigen Etappenziel Briesnig genoss ich in Begleitung meiner Familie.