Zuhörtour Tag 26 (Groß Oßnig – Klein Döbbern – Groß Döbbern – Rehnsdorf – Jehserig – Drebkau)

An der Dorfschule in Groß Oßnig ging es heute erstmals mit zweifach weiblicher Begleitung los. Kerstin und Jule begannen den Tag mit mir. Gemeinsam begaben wir uns auf den Weg nach Klein Döbbern, wo Kerstin uns nicht nur leckeren Kuchen am mobilen Bäckerstand organisierte, sondern im Gespräch von einer älteren Dame erfuhr: “Das beste Fahrzeug auf dem Dorf ist der Rollator.” Mit ihm transportierte sie nicht nur ihren Einkauf, sondern auch Spaten und Spitzhacke.

Ein älterer Herr, der selbst jahrelang kommunalpolitisch aktiv war, erzählte mir, dass er zwei Dinge derzeit für das wichtigste halte: Soziale Sicherheit und den Erhalt der Umwelt. “Wir müssen die Umwelt erhalten, sonst hat alles andere keine Zukunft.” Zudem findet er, der selbst kein SPD-Mitglied ist, dass er “die SPD gerade insgesamt eine gute Figur” macht und Kevin Kühnert sei ein kluger, wendiger Kopf, der Anstand habe.Ich bin sehr glücklich, dass ich wenig später das Glück hatte einen Jäger aus Klein Döbbern kennenzulernen. Er nahm sich spontan sehr viel Zeit und beantwortete unsere neugierigen Fragen zu seiner Zunft. Wir sprachen über Jäger-Nachwuchs, die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und die Afrikanische Schweinepest (ASP). In der Nacht zuvor hatte er gerade eine Bache geschossen und musste nun nach Cottbus zum Veterinäramt zur Untersuchung. Berufstätige könnten das schwer leisten zwischen 22 und 4 Uhr jagen und am nächsten Morgen dann noch zur Untersuchung. Der Anteil der Frauen, die sich für die Jagd interessierten steige jedoch. Das sei eine gute Entwicklung. Mitten im Dorf gibt es auch eine Kühlzelle, in der er das Wild lagert. Wir durften uns spontan ein Bild machen und uns selbst wiegen.Nach Klein Döbbern verabschiedeten wir uns von Kerstin und begrüßten Julius in unserem Team. Über das Pücklerdorf Groß Döbbern ging es weiter nach Rehnsdorf, wo wir im Wald einen jungen Vater trafen, der uns bis in den Ort begleitete. Dabei erzählt er uns, dass er immer in der Region bleiben wollte, da ihn seine Familie, das schöne Umfeld, die günstigen Grundstückspreise und sein Freundeskreis in Cottbus ihn hier halten. Aber natürlich wäre das nicht möglich, wenn er nicht auch eine sichere Arbeitsstelle hätte. Die habe er nun bis 2038. Er sei aber zuversichtlich, dass sein Arbeitgeber, die Hauptwerkstatt der Leag weiter neue Geschäftsfelder erschließe. Ihn traf ich später nocheinmal. #TeaserIn Jehserig hatte ich eine lange und herzliche Unterhaltung mit einer Anwohnerin, die mich mit ihrer positiven Art in den Bann zog. Sie ist Paketzustellerin und seit vielen Jahren in diesem Knochenjob unterwegs. Trotzdem ist es für sie keine Routine und sie hat immer ein freundliches Wort und manchmal auch ein selbstgemachtes Glas Honig für ihre Kunden zur Hand. “Es arbeitet sich einfach schöner, wenn man ein freundliches Späßchen machen kann.”Auf dem Lumpenweg in Merkur unterhielt ich mich mit einer Frau, die seit Jahren im Bergbau arbeitet. Sie ist Maschinist auf der Brücke und ihr Haus in Kausche musste selbst der Kohle weichen. Auch für sie war klar, dass das wichtigste die Arbeit ist, wenn man Perspektiven schaffen will. Es dürfe nicht wieder so kommen, wie nach der Wende. Meine heutige Etappe endete mit einem Kaltgetränk in Drebkau beim SV Einheit Drebkau. Hier war man vor kurzem auf meine Tour aufmerksam geworden und hatte mich kurzerhand gefragt, ob ich nicht vorbei kommen möchte. Völlig klar, dass ich einen Fußballplatz nicht aus dem Weg gehe und so kam es, dass ich den jungen Familienvater Julien Noel wiedertraf. Von ihm, Heiko Heinze und Thomas Purps, die sich alle sehr für den Verein, die Kinder und Jugendlichen in der Stadt und insgesamt das Leben in der Region engagieren, erfuhr ich von den Plänen zu einem Haus der Vereine. Dies kann betrieben von Fußball-, Karneval- und Schützenverein ein richtiges Begegnungszentrum in der Stadt werden. Sie berichteten mir auch, von der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, wie sie die Corona-Zeit erlebt haben und wie wichtig das Gesamtpaket ist: angefangen vom gemeinsamen Aufwachsen, der Zug- Anbindung an die Schule, über die Freizeitgestaltung, bis hin zur Übernahme in regionale Unternehmen, die natürlich im besten Fall schon jetzt als Sponsoren des Vereins auftreten können.