Jetzt läuft er schon den zweiten Tag der Countown. Heute sind es noch 9 Tage bis zu meinem Zieleinlauf am 12.06. in Cottbus auf dem Altmarkt. Stichwort “laufen”: Bei mir lief es heute in Sellessen ganz entzückend. Eine Gruppe Kita-Kinder war interessiert an meinem roten Bollerwagen und so bekam ich sogar ein kleines Privatständchen über einen Schmetterling, vorgetragen von rund 12 Kinderstimmchen. Auf dem Aussichtsturm von Haidemühl hatte ich dann einen tollen Blick auf einen neuen Ort mit interessanter “aus alt mach neu” – Geschichte.
Ursprünglich war Haidemühl eine Industriegemeinde rund zehn Kilometer westlich von Spremberg. Da der Ort dem Tagebau Welzow-Süd weichen musste, wurde er 2006 aufgelöst und die Menschen in den neu erbauten Ortsteil Haidemühl der Stadt Spremberg umgesiedelt. Vieles von dem, was man heute in Haidemühl sieht, zeugt von dieser Geschichte. Das kreative Vogelfutterhäuschen folgt ebenfalls dem “aus alt mach neu”-Motto. Im Einkaufszentrum von Haidemühl, einem Laden mit reichhaltigem, gemischtem Angebot, sprach ich mit Ladenbesitzerin Irene. Sie kommt zwar aus Spremberg, liebt ihre Haidemühler aber von Herzen und ist mit ihnen umgezogen. Am alten Ort war sie noch an der Hauptstraße und hatte guten Zulauf. Da sie nun mitten im Wohngebiet ist, hatte sie anfangs Sorge, dass die Kundschaft zurückgehen würde. Und tatsächlich kamen zunächst weniger. Sie waren alle damit beschäftigt ihre Häuser einzurichten und wenn sie gerade in der großen Stadt waren, erledigten sie dort auch den Einkauf. Aber als sie alle eingerichtet waren, hielten sie ihr auch wieder die Treue und während der Corona-Pandemie waren sie besonders dankbar für die Möglichkeit des Einkaufens vor Ort. Gute Nachrichten für uns alle: Sie selbst denkt noch nicht ans Aufhören. Unweit des Ladens befindet sich der Angelteich, an dem wir heute Petra und ihre Mutter trafen. Petra ist eine ehemals engagierte Kommunalpolitikerin, mit der ich mich eine ganze Weile austauschte. Ihr ist es wichtig, dass sich Politik nicht kaufen lässt und auf dem Boden bleibt und ihre Mutter gab mir mit: “Immer Kopf hoch! Selbst wenn der Hals dreckig ist, dann mach ein Tuch um! Ist modern.” Interpretationen bitte gern in die Kommentare!Um weiter nach Bagenz zu gelangen, schlugen Klaus Just, der mich heute dankenswerterweise wieder begleitete und ich den Bogen wieder über Sellessen, wo wir unter anderem einen Garte- und Landschaftsbauern trafen. Er erzählte uns von den Schwierigkeiten auf Biolandwirtschaft umzustellen, von seinen Sorgen durch die Spätfolgen einer Coronaerkrankung und dass er zwei junge Nachfolger für seine Gärtnerei aufgebaut habe. Ich bedankte mich bei ihm, denn Menschen wie im verdanken wir, dass junge Menschen ihre Perspektive in der Region finden.Entlang am herrlichen Bagenzer Stausee, der bei den hohen Temperaturen sehr verlockend war, ging es nach Bagenz. Mit Frau Schneider, die sich sehr in der Volkssolidarität engagiert, entstand schnell ein sehr nettes und herzliches Gespräch über die Bedeutung der Dorfgemeinschaft und die denkmalgeschützte Straße vor ihrem Haus. Wenn LKWs über Kopfsteinpflaster rattern, müssen solche Gespräche aufgrund der Lautstärke jedoch unterbrochen werden. Über Laubsdorf und Neuhausen ging es zum heutigen Ziel: Groß Oßnig.