Wenn ein Tag im Schokoland beginnt, dann wird er gut. So geschehen heute an meinem 20. ZuhörTour-Tag. Goedele Matthyssen und Peter Bienstman begrüßten mich in ihrer bekannten Herzlichkeit in ihrem Paradies für jung und alt. Jede und Jeder hier in der Region kennt und liebt sie und ihre Schokolade. Trotz Corona, das sie und viele ihrer Geschäftspartner aus der Region hart getroffen hat (aktuell haben sie ihre Produktionskapazität auf 30 Prozent abgesenkt) sprudeln sie vor Ideen, Optimismus und Tatkraft. „Wir haben mehr Ideen als Geld, aber besser so, als umgekehrt.”
Sie bieten das Komplettpaket an: Das umfassende Schokoerlebnis, mit Schokokino, Eis und bald Brasserie, alles in Verbindung mit der Natur und ihren Tieren. “Wir wollen zeigen, was in Brandenburg möglich ist.” Und es könnte noch viel mehr sein. Dafür bedarf es der richtigen Rahmenbedingungen. Das schließt auch eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ein. Einerseits für die Menschen in der Region, zum Beispiel Schüler und Ältere, denen es derzeit an Flexibilität fehlt durch den eingeschränkten Nahverkehr. Andererseits ist es auch ein Wettbewerbsnachteil für ein Unternehmen wie der Confiserie Felicitas wenn man das Paradies nur mit Auto oder Reisebus erreichen kann – oder zu Fuß, wie in meinem Fall. Natürlich konnte ich diese überregionale Attraktion nicht verlassen ohne für euch eine regionale Spezialität zu erwerben. Das Glas Schokogurken von Felicitas verlose ich in meiner nächsten Podcastfolge. Also schaltet ein! Nach dieser genussvollen Gaumenfreude, führte mich der Weg von Hornow nach Bohsdorf, heute begleitet von Matthias aus Bohsdorf Vorwerk. Mit ihm sprach ich über die Veränderungen in den Orten, in denen er seinen Kinderarzt hatte (heute ist die Praxis in Hornow leer), eingeschult wurde und Blütenfest von Bohsdorf gefeiert hat. Mit dem jungen Familienvater und Kuschelhundbesitzer Matze aus Hornow kam ich am Gartenzaun ins Gespräch. Ihn bewegt, dass er seinen zweiten Sohn an einer anderen Schule anmelden muss, als den ersten und dafür weite Wege auf sich nehmen muss. Grund dafür ist, dass zum einen eine Schule in der Umgebung geschlossen wurde und zum anderen die Schule seines Großen überfüllt ist. Als ich ihn fragte, wie er die Busanbindung findet, antwortete er: “Ich fahr zu selten Bus, weil man es gewohnt ist, dass man mit dem Auto fahren muss.” Das fand ich bemerkenswert auch mit Blick auf eine der folgenden Begegnungen, die man unter dem Thema moderne Mobilität verbuchen könnte: Unterwegs trafen wir nämlich eine Tesla Fahrerin und fachsimpelten kurz über die Vor- und Nachteile der E-Mobilität. Der nächste Tesla-Supercharger ist übrigens in Lübben. Dem einen oder anderen wird ‚Der Laden’ von Strittmatter sicher ein Begriff sein. Doch für mich hatte der berühmte Ort wertvolle Begegnungen parat. Zumal ‘Der Laden’ leider geschlossen hatte. In Bohsdorf traf ich meinen alten Biolehrer und Klassentutor, der meinen Werdegang mit großem Interesse verfolgt. Was für eine Ehre. Besonders nah gingen mir heute gleich zwei Gespräche. Zwei Bohsdorfer teilten unabhängig voneinander mit mir ihre Kriegserfahrungen, die sie im Alter von 10 und 11 Jahren gemacht hatten. Man merkte dem man und der Frau an, wie tief diese Wunden noch heute sind. Sie haben Deutschland am Tiefpunkt erlebt, sie haben viel Aufbauarbeit geleistet. Sie haben mir wieder einmal klar gemacht, wie kostbar es ist, in Frieden und Wohlstand leben zu dürfen. Wir schulden ihnen Respekt und Anerkennung und müssen sicherstellen, dass sie in Würde altern können.Von Bergbauvergangenheit zeugte der schöne Weg durch Wald und Schluchten rund um den Felixsee Richtung Döbern, heute wieder in Begleitung von Sven, den ich auf meiner #ZuhörTour in Tauer kennengelernt hatte. In Döbern hatte ich, neben ein paar skeptischen Blicken, auch zahlreiche schöne Begegnungen mit Gärtnern und Dachdeckern, Rentnerinnen und Kleinunternehmern, ob am Gartenzaun, Fußgängerweg oder Hauseingang.Die letzten Kilometer des Tages sattelte ich kurzerhand um, nachdem ein Wolkenbruch die Straßen leergefegt hatte. Mit kleinen Rollen unter den Füßen bog ich nach Friedrichshain ein, wo meine heutige Etappe endete.