Mit ganz neuem Klang begann meine heutige Etappe in Klinge. Zum Bergfest meiner ZuhörTour schenkte mir Klaus Just eine Hupe, die natürlich sofort an den Bollerwagen montiert wurde. Zur Einstimmung auf den Tag spazierte ich durch den (Natur)Park Klinge und genoss den Blick auf den Klinger See, der gerade durch die Flutung des Restlochs des Tagebaus Jänschwalde entsteht. Wenig später war ich auch schon über den Gartenzaun hinweg in ein Gespräch über die Zukunft unserer Region nach dem Kohleausstieg verwickelt.
Leider war mein Gesprächspartner bereits am Morgen 10 Kilometer unterwegs gewesen, sodass er leider abwinkte, als ich ihm anbot, mich in Richtung Kathlow zu begleiten. In Kathlow wurde ich angemeckert, aber das Schaf sah dabei überaus interessiert und freundlich aus. Inhaltsreicher wurde es dann in Sergen, als ich mit zwei jungen Frauen ins Gespräch kam. Beide sind gebürtige Lausitzerinnen aus Sergen und haben ihre Kindheit und Jugend in Sergen genossen. Gleichzeitig fühlen sie sich derzeit in unserer Region nicht mehr wohl. Das politische Klima, welches immer weiter nach rechts zu driften scheint, Diskussionen im Freundes- und Bekanntenkreis, in dem rechtsextreme Rhetorik benutzt wird, finden sie unangenehm. Es darf nicht sein, dass wir tolle, kluge, junge Frauen verlieren, weil wir nicht stark genug gegen Rechtextremismus Kante zeigen. Ihr seid nicht allein! Wir sind die Mehrheit. Rechte Parolen dürfen nicht salonfähig werden. Strömender Regen und peitschender Wind begleitete mich auf dem Weg von Gablenz über Komptendorf nach Drieschnitz. Die Sonnenstrahlen, die mich dann jedoch begrüßten, lockten auch die Drieschnitzer nach draußen und so kamen wir ins Gespräch. Einer erzählte mir, dass er den Zusammenhalt vermisse. Es gäbe immer weniger Möglichkeiten die Dorfgemeinschaft auszuleben. Weder Konsum, noch Gaststätte und nun coronabedingt auch nicht mal mehr Fussballspiele in Laubsdorf oder Komptendorf gebe es noch. “Wenns noch ein paar Jahre so geht, musst du dich auf dem Dorf mit Sie ansprechen.” Auch zum Thema Pflege hatte er eine klare Meinung. Für große Unternehmen sei Geld da, aber anständige Löhne in der Pflege, wären nicht möglich. “Man muss schon staunen, dass sie sich da so schwer tun. Aber der Heil kämpft für die Leute!” Nur wenige Meter weiter kam ich mit einer Mutter ins Gespräch, die seit Jahren für die soziale Teilhabe ihres Sohnes kämpft, der Diabetiker ist. Die Hürden, die ihr als berufstätige Frau und ihrem Sohn, der natürlich in Kita, Schule und Hort will, aufgestellt werden, sind unerträglich. Umso bemerkenswerter fand ich ihre Stärke und positive Grundhaltung. Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes ist nicht optional, sondern gehört zur Aufgabe des Landes, des Landkreises und der Gemeinde. Dieses Gespräch hat mich auf dem Weg nach Hornow, den ich heute auf rollenden Füßen zurücklegte, sehr beschäftigt. Meinen Gedanken konnte ich dabei allerdings nicht lange Raum geben, weil der “Radweg” zwischen Drieschnitz und Hornow durch den Regen und das Moos nicht nur schmierig wie Seife war, sondern auch teilweise aufgebrochen durch Wurzeln. Skaten ist da keinesfalls ein Spaß, sondern eher eine gefährliche Angelegenheit. Wenn wir unsere Region zu einer attraktiven Aktivtourismus-Region ausbauen wollen, dürfen wir diese Wege nicht vergessen. Morgen wird es süß…